Vor kurzem hat uns hier auf dieser Seite, beim Beitrag „Auf dem Weg zur Stille„, ein sehr interessanter und absolut lesenswerter Kommentar erreicht. Darin wird das Gedicht bzw. die Lebensweisheit mit dem Namen Desiderata zitiert. Beim ersten Lesen waren wir von diesen Zeilen absolut beeindruckt. Denn – obwohl wir dieses Werk bisher nicht kannten, so beschreibt es doch fast punktgenau, was wir mit diesem Blog hier zum Ausdruck bringen wollen. Daher wollen wir die Zeilen in einen eigenen Beitrag packen, und euch natürlich auch nicht vorenthalten.

In der Recherche, woher und von wann denn Desiderata stammt. haben wir herausgefunden, dass es bereits im Jahr 1927 von einem amerikanischen Rechtsanwalt namens Max Ehrmann verfasst wurde. Es wird wohl oft fälschlicherweise ins Jahr 1692 zurückdatiert, was aber wohl nicht stimmt. Obwohl die Zeilen jetzt fast 100 Jahre auf dem Buckel haben, so könnten diese für unsere heutige, von Hektik, Streben, Hast und übertriebenem Ehrgeiz geprägte Zeit nicht besser sein.

Vielen Dank, Roland, für diesen Kommentar. Uns hat er wieder etwas die Augen und den Sinn geöffnet.

Nehmt euch die Zeit und dann viel Spass beim Lesen.

Desiderata

Gehe freundlich und gelassen inmitten von Lärm und Hast und denke daran, welcher Friede in der Stille zu finden ist.
Soweit wie nur möglich und ohne dich selbst aufzugeben, versuche mit allen Menschen auszukommen.
Rede von deiner Wahrheit ruhig und deutlich, und höre anderen zu, selbst wenn sie dir langweilig und unwissend erscheinen.
Auch sie haben ihre Geschichte. Gehe lauten und angriffslustigen Menschen aus dem Weg, denn sie sind eine Plage für den Geist.

Wenn du dich mit anderen vergleichst, werde weder eitel noch verbittert, denn es wird immer Menschen geben, die mehr oder weniger können als du.
Freue dich über das, was Du erreicht hast, wie auch über deine Pläne.
Behalte das Interesse an Deiner Arbeit, doch ohne Überheblichkeit, denn dein Tun und Handeln ist ein wahrer Besitz unter all den Dingen, deren Wert ständig abnimmt.
Sei vorsichtig bei deinen Geschäften, denn die Welt ist voller List.

Werde aber dadurch nicht blind gegenüber der Tatsache, dass es viele Menschen gibt, die noch Ideale haben und sie zu verwirklichen trachten.
Sieh auch, dass es überall im Leben noch echte Tapferkeit gibt. Sei du selbst! Vor allem täusche nicht Zuneigung vor und werde nicht zynisch, was die Liebe angeht.
Denn trotz aller Erstarrung und Entzauberung, die du um dich siehst, lebt sie ewig fort wie das Gras.
Beuge dich freundlich dem Rat der Jahre, und gib mit Anmut jene Dinge aus der Hand, die der Jugend vorbehalten sind.

Erhalte dir die Schärfe Deines Verstandes, denn sie vermag dich vor plötzlichem Unglück zu bewahren.
Aber lass dich nicht fallen in ständiges Grübeln. Viele Ängste sind nur eine Ausgeburt von Müdigkeit und Einsamkeit.
Pflege eine gewisse Disziplin, im Übrigen aber sei freundlich mit dir selbst. Du bist ein Kind des Universums, nicht anders als der Baum vor der Tür oder die Sterne am Himmel.

Du hast ein Recht darauf, hier zu sein. Und ob es dir nun klar ist oder nicht: Das Universum entfaltet sich seiner Bestimmung gemäß.
Deshalb lebe in Frieden mit Gott, für was immer du ihn halten magst, und was immer deine Arbeit und dein Streben sein mag in der lärmerfüllten Verirrung des Lebens.
Halte Frieden mit deiner Seele. Trotz aller Täuschungen, Plackereien und aller zerbrochenen Träume ist es immer noch eine wunderschöne Welt.

Sei bedacht. Strebe danach, glücklich zu sein.

Max Ehrmann. 1927.