In ersten Blog-Beitrag habe ich ja berichtet, dass ich während eines Kuraufenthalts beobachten konnte, wie Menschen beim Hangspiel immer unterschiedlich reagieren.
Nun heute möchte ich über eine sehr liebe Dame berichten, die zu den Mahlzeiten bei mir am Tisch saß. Diese Frau war ursprünglich aus Russland. Sie ist glaube ich Mitte der Achtziger von dort geflüchtet. Erst mit ihrer Familie nach Usbekistan und dann nach Deutschland weiter.
Sie hatte 3 Kinder und in Usbekistan ihren Mann verloren. Die Frau hat nicht sehr viel erzählt von der Zeit. Aber mir wurde schon schnell klar es war ganz sicher kein leichter Weg den sie gegangen ist. Ich möchte hier nicht ihren Namen nennen weil ich sie sicher in diesem Leben nicht mehr treffen werde. Und deswegen nicht fragen kann, ob es ihr recht wäre.
Aus diesem Grund nenne ich sie hier Olga. Nun Olga war zu dieser Zeit 63 Jahre alt und sie erzählte mir von den großen Problemen, mit 3 Kindern zu flüchten. Sie sagte in Russland war sie keine Russin. In Usbekistan keine Einheimische. Und als sie dann in Deutschland ankam auch keine Deutsche…
Nirgendwo so richtig heimisch
Die Flucht aus Usbekistan war so, dass sie ihren 3 Kindern kein Wort gesagt hat als sie Richtung Flughafen fuhren um zu flüchten. Die Kinder dachten sie machen einen Ausflug. Sie wurde laut ihren Erzählungen von klein auf immer in eine gewisse Ecke gedrängt. Und so auch oft mehr als ungerecht behandelt.
Sogar als Erwachsene wurde sie sehr oft wegen ihrer Herkunft ungerecht behandelt. So erzählte sie mir, als sie dann in einer deutschen Großstadt wieder mal angemacht wurde sie wäre keine Deutsche, ihrem Kontrahenten mal klar die Meinung gesagt hat, was sie ist und der ganz schön erschrocken war als sie sich richtig gewehrt hat…
Nun auch Olga kam eines abends zu meinem Hangspiel. Sie erzählte mir, dass sie bei ihrem Zwischenaufenthalt in Usbekistan manchmal mit ihrem Mann auf der Terrasse saß und ein Glas Sekt getrunken hat. Dies war wohl eine der wenig schönen Erinnerungen an die damalige Zeit. Nach meinem Hangspiel kam sie auf mich zu, drückte mich, und erzählte mir was sie während meines Hangspieles erlebt hat.
„Wie ein Glas Sekt mit meinem Mann auf der Terrasse“
Sie sagte: „Du kannst mich jetzt für verrückt erklären, aber ich habe während deines Spiels wieder auf meiner Terrasse gesessen und mit meinem Mann ein Glas Sekt getrunken..“.
Sie sagte es war so real, dass sie jetzt noch den Geschmack von dem Sekt im Mund hatte. Olga hat sich noch mehrmals bedankt und hatte mein Spiel auch auf ihr Handy aufgenommen. Später hat Olga mir erzählt, dass sie während ihres restlichen Aufenthaltes immer vorm Schlafen gehen sich das Hangspiel angehört hat.
Wie gesagt ich habe keinen Kontakt mehr zu Olga und ich weiß nicht ob sie sich mein Hangspiel vor dem Schlafen immer noch anhört. Aber wenn das so wäre würde es mich freuen. Ich weiß nicht ob man sich irgendwann mal von Klängen“abhören“ kann. Bei mir ist es jedenfalls so dass ich es auch selbst nach einigen Jahren nun noch genau so gern höre wie am Anfang.
Ich wünsche ihr jedenfalls hier alles nur erdenklich gute und eine restliche wunderbare Zeit.
Lui
Hatte die Gelegenheit, die Geschichte persönlich von Ludwig erzählt zu bekommen. Schon da hatte ich fast Tränen in den Augen… Tolle Erzählungen….
Kam auch schon zweimal in den Genuss ,mir die Klänge der Hang anzuhören.
Unbeschreiblich, muss man gehört haben.
Lg Melli
Hallo Mel, vielen Dank für Deinen tollen Kommentar, solche Posts spornen natürlich an weitere Geschichten zu erzählen…. wir arbeiten daran 🙂 super das sich nun doch ein paar trauen zu kommentieren… es wird sicher wieder bald mal eine Gelegenheit geben für dich das Hangspiel live zu erleben 🙂
lui